Interview mit Bodo Weinitschke, Geschäftsführer von servona GmbH, Troisdorf

In regelmäßigen Interviews kommen in der Zukunft die Unterstützer von „Homecare - Ambulante Perspektiven“ zu Wort. Das erste Gespräch führten wir mit Bodo Weinitschke, dem Geschäftsführer der Servona GmbH. Er erklärt unter anderem den Unterschied zwischen Homecare und häuslicher Pflege.

Herr Weinitschke, die Servona GmbH ist ein Homecare-Unternehmen. Was genau muss man sich darunter vorstellen?

Als Homecare-Unternehmen kümmern wir uns um die Versorgung von Patienten mit medizinischen Hilfsmitteln. Medizinische Hilfsmittel wie Stomabeutel, Beatmungsgeräte oder Bandagen sind ebenso wie Medikamente, Bestandteil der ambulanten ärztlichen Therapie. Es ist unsere Aufgabe, diese medizinischen Hilfsmittel anzuliefern und dann Patienten, Angehörige und Pflegepersonal in die Anwendung einzuweisen. Darüber hinaus kümmern wir uns auch um die Kostenerstattung mit den Krankenkassen und klären alle administrativen Aufgaben von Kostenvoranschlägen bis zur Leistungserstattung.

Auf welche Therapiebereiche erstrecken sich Ihre Leistungen?

Wir können alle Hilfsmittel angefangen bei den allseits bekannten Produkten der Rehabilitationstechnik, wie Rollstühle und Betten, über Wundversorgung, Bauchstoma und Inkontinenz bis zu den Bereichen Laryngektomie, Tracheotomie und Beatmung liefern. Der Tätigkeitsschwerpunkt von Servona liegt dabei auf den letztgenannten Versorgungsbereichen. Zudem kümmert sich bei uns ein eigenes Spezialistenteam um die Versorgung von Kindern.

Fragt man die Leute auf der Straße verwechseln sie Homecare oft mit ambulanter Pflege. Worin besteht der Unterschied?

Wir als Homecare-Unternehmen sorgen für die rechtzeitige Belieferung der Patienten mit medizinischen Hilfsmitteln – wir pflegen nicht. Unsere Aufgabe ist es, alle an der Umsetzung der ärztlich verordneten Therapie beteiligten Personen im Umgang mit diesen Produkten einzuweisen, zu schulen und zu trainieren. Diese Leistung wird von der Krankenversicherung und nicht wie oft fälschlicherweise behauptet der Pflegeversicherung bezahlt.

Wenn wir einmal die Leistungen von Apotheken, Homecare-Unternehmen und Pflegediensten vergleichen, sind nicht alle irgendwie für die Versorgung von Patienten mit Hilfsmitteln zuständig?

Es gibt natürlich mehrere Quellen für medizinische Hilfsmittel, aber wir als Homecare-Unternehmen sind klar Experten in diesem Bereich. Apotheken hingegen sind Experten auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgung. Und so wie es zahlreiche verschiedene Arzneimittel mit entsprechenden Anwendungshinweisen gibt, so gibt es auch eine ebenso umfangreiche Zahl an erklärungsbedürftigen medizinischen Hilfsmitteln. In Zusammenarbeit mit Pflegediensten ist es die Aufgabe des Homecare-Unternehmens den zuständigen Pflegedienst bei akutem Bedarf in der Handhabung dieser Produkte zu schulen und diese Hilfsmittel immer für den täglichen Einsatz zur Verfügung zu stellen.

Worin besteht Ihre Rolle im Gesundheitssystem? Sind Sie eine Art Vermittler zwischen Patient, Klinik, Arzt, Pflegedienst und Krankenkasse?

Wir als Homecare-Unternehmen sind Teil der Versorgungsstruktur zur medizinischen Behandlung außerhalb der Klinik. Wenn man den Begriff in seine Bestandteile zerlegt, wird unsere Rolle klar. „Home“ also die Verlegung in den ambulanten Bereich, wird immer häufiger und somit wird der Teil „care“, also die Betreuung und Versorgung immer bedeutender. Durch Homecare-Unternehmen werden sämtliche Aktivitäten am Patienten koordiniert, was Absprachen mit dem behandelnden Arzt, dem Pflegedienst und der Krankenkasse erfordert. Auf diese Weise werden wirtschaftliche Abläufe geschaffen und gleichzeitig eine hohe Versorgungsqualität für die Patienten gesichert.

Die Kampagne des BVMed, woran sich neben Ihnen noch elf weitere Homecare-Unternehmen beteiligen, nennt sich “Ambulante Perspektiven“. Welche Perspektive sehen Sie für Homecare in den nächsten Jahren? Warum wird Ihrer Ansicht nach die Branche weiter an Bedeutung gewinnen?

Der Fortschritt der Medizin und damit auch der entsprechenden Medizinprodukte ermöglicht es erst, viele Therapien in den ambulanten Bereich zu verlegen. Dieser Trend sowie der wachsende demografische Wandel werden die Bedeutung der ambulanten Therapien weiter erhöhen. Die qualifizierte Versorgung der Patienten im häuslichen Bereich sorgt für einen bestmöglichen Therapieverlauf und senkt die Kosten im Gesundheitssystem. Die sinkenden Budgets auf Seiten der Krankenhäuser fördern zudem die Entwicklung, dass Patienten früher entlassen werden und ein immer größerer Teil der ärztlichen Therapie unter Einsatz von medizinischen Hilfsmitteln zu Hause erfolgt.

Herr Weinitschke, wir bedanken uns für das Gespräch.


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